Hallöchen, ich bin’s, Tim.
Kennst du das Märchen vom tapferen Schneiderlein? Da geht es um ein Männlein, das zum Königchen wird…
Was ist denn ein Königchen? Du hast es bestimmt erraten: ein kleiner König. Denn das -chen macht alles klein.
Das nennen wir Diminutiv.
In diesem Video erkläre ich dir, was es mit dem Diminutiv auf sich hat. Wir sehen uns an, wie er gebildet wird und für was er verwendet wird.
… Was ist ein Diminutiv? Der Diminutiv ist ein Stilmittel. Das Wort kommt vom lateinischen “diminuere” und bedeutet “verringern” oder “vermindern”.
Und was bewirkt er? Der Diminutiv ist eine grammatische Form, die vor allem Substantive und Eigennamen, aber teils auch Adjektive und Verben verkleinert.
Wie bildet man einen Diminutiv? Das geschieht über das Anhängen von Suffixen, also Nachsilben, im Hochdeutschen z.B. über die Suffixe -chen und -lein.
Je nach Region und Dialekt können diese Suffixe unterschiedlich sein:
Hier ein Beispiel aus dem Bairischen:
“Des Madl und des Katzerl vasteng si richtig guat.”
“Madl” und “Katzerl” sind diminuiert. Denn in den Dialekten vor allem Süddeutschlands finden wir andere Suffixe. Durch ein angehängtes “-erl” und “-el” wird in Bayern so ein “Katzerl” und ein “Madl” gemacht. Im Schwäbischen verwendet man vor allem das Suffix -le: “Mädle” und “Kätzle”. Im Schwyzerdütsch ist das -li sehr verbreitet wie in “Brötli” oder “Bäumli”
Wichtig ist dabei noch, dass durch den Diminutiv das Substantiv sein Geschlecht - das Genus - ändert. Jedes durch einen Diminutiv verkleinerte Substantiv wird neutral, das bedeutet, es trägt den Artikel “das”: Aus “die Maid” oder auch “die Magd” wird so eigentlich unlogischerweise “das Mädchen”. Außerdem ändert sich bei den meisten Substantiven der Vokal zum Umlaut: “Das Eichhorn” wird zum “Eichhörnchen”.
Im Deutschen überwiegt - im Gegensatz zu anderen Sprachen - aber die Verkleinerung von Substantiven und Eigennamen. Aber auch Adjektive und Verben können teilweise verkleinert werden:
Adjektive verkleinern wir durch die Nachsilbe “-lich”: aus “rot” wird “rötlich”
Und letztlich können wir Verben diminuieren, also verkleinern. Das geschieht bei allen Verben, die die Infinitivendung “-en” gegen ein “eln” eintauschen: so bei “lächeln”, “sticheln” oder “köcheln”.
So weit, so gut. Doch was ist nun die Wirkung von Diminutiven? Wie verwendet man sie?
Zuallererst drücken Diminutive natürlich eine Verkleinerung und Verniedlichung aus. So wird zum Beispiel “der Baum” als “Bäumchen” zu einem kleinen Baum.
Ebenso verhält es sich mit Kosenamen: “Hänschen” und “Timmi” werden wohl nie zu mächtigen Gewaltherrschern werden.
Weiterhin verwenden wir Diminutive zur Beschwichtigung: “Gönn’ dir doch mal ein Päuschen!” zielt darauf ab, den anderen zu beruhigen.
Viertens benutzen wir sie zur Verharmlosung und Untertreibung: Bei vielen Leuten bleibt es nur selten bei einem “Bierchen”.
Und zu guter Letzt wirkt der Diminutiv als Abwertung: Von einem “Männlein” hat man wenig zu befürchten.
Der Diminutiv ist allerdings in Wirkung und Verwendung nicht in allen Sprachen gleich. In vielen lateinamerikanischen Ländern ist er beinahe Pflicht und gehört im alltäglichen Sprachgebrauch zum guten Ton. In anderen Ländern - wie z.B. den Niederlanden - verliert er sein abwertendes Merkmal. In beiden Sprachen wird der Diminutiv viel häufiger - und situationsbezogen auch anders - als im Deutschen verwendet.
Letztendlich ist noch eine Unterscheidung zu treffen:
Du weißt ja bestimmt, dass Sprache sich ändert. Im Deutschen ist das Suffix “-lein” häufig nur noch in der Literatur anzutreffen und gilt oft als veraltet. So sagte noch Goethe in seinem Gedicht “Heideröslein”: “Sah ein Knab’ ein Röslein stehn” und meinte es sicher nicht abwertend.
Gut, fassen wir zusammen:
Der Diminutiv ist ein grammatische Form der Verkleinerung und ein sprachliches Stilmittel. Durch das Anhängen eines Suffixes an ein Substantiv, Adjektiv oder Verb verkleinert man das Wort.
Im Deutschen übernehmen das bei Substantiven die Suffixe “-chen” und “-lein”. Die Substantive werden im grammatischen Geschlecht dann neutral und erhalten häufig einen Umlaut. Bei Adjektiven ist das Suffix ein “-lich”, bei Verben ein “-eln”.
Die verschiedenen Dialekte haben dagegen ihre eigenen Diminutive, die am gebräuchlichsten noch in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sind.
Letzlich verwenden wir Diminutive im Deutschen zur Verkleinerung und Verniedlichung, für Kosenamen, zur Beschwichtigung, Verharmlosung und Untertreibung und zur Abwertung.
Ein niedliches Filmchen. Ich sag Tschüssi!