Alfred Döblin – Leben und Werk
Fällt der Name Alfred Döblin, denken die meisten an „Berlin Alexanderplatz“. Doch Döblin hat viel mehr geschrieben als diesen Großstadtroman. Und er war mehr als der schreibende Nervenarzt – er war vor allem ein Querkopf.
Geboren wurde Döblin 1878 in Stettin. Vom Vater verlassen zog die Familie nach Berlin. Döblin war zehn Jahre alt, als er in der Großstadt ankam. Er bezeichnet die Ankunft als seine zweite Geburt. Hier lebte die Familie in großer Armut: „Es blieb in mir, daß wir, daß ich, zu den Armen gehörte. Dies hat meine ganze Art bestimmt. Zu diesem Volk, zu dieser Nation gehöre ich: zu den Armen.“
Geboren wurde Döblin 1878 in Stettin. Vom Vater verlassen zog die Familie nach Berlin. Döblin war zehn Jahre alt, als er in der Großstadt ankam. Er bezeichnet die Ankunft als seine zweite Geburt. Hier lebte die Familie in großer Armut: „Es blieb in mir, daß wir, daß ich, zu den Armen gehörte. Dies hat meine ganze Art bestimmt. Zu diesem Volk, zu dieser Nation gehöre ich: zu den Armen.“
Dennoch beugte sich Döblin dem Druck der Familie und studierte Medizin. Nicht nur in sein Berufsleben mischte sich seine Mutter ein, sondern auch in seine Beziehungen. Döblin wurde gedrängt, die Medizinstudentin Erna Reiss zu heiraten und nicht seine Geliebte Frieda Kunke. Noch im Jahr vor der Hochzeit hatte die Beziehung zu Frieda Bestand. Sie gebar Döblins erstes Kind. Mit seiner Frau Erna hatte Döblin später vier weitere Söhne.
Döblin arbeitete nach dem Studium als Arzt, er veröffentlichte medizinische Aufsätze und er eröffnete 1911 seine Praxis als Kassenarzt an der Frankfurter Allee in Berlin. Und obwohl sein Arbeitstag sehr ausgefüllt gewesen sein muss, fand Döblin stets Zeit für seine eigentliche Leidenschaft: das Schreiben.
Er lernte Herwarth Walden kennen, der ihn in die Berliner Literatenszene einführte. Dieser war der Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“. In dieser Zeitschrift veröffentlichte Döblin auch seine ersten Erzählungen.
Döblins erster Roman trägt den Titel „Die drei Sprünge des Wang-lun“ und wurde 1915 gedruckt. Er erzählt von einem Fischersohn im China des 18. Jahrhunderts. Die Kritiker waren schon zu dieser Zeit von seiner modernen Erzähltechnik und den beeindruckenden Massenszenen begeistert.
Weitere Romane spielen in ganz unterschiedlichen Szenerien und zu verschiedensten Zeiten. So handelt sein Roman „Wallenstein“ vom Dreißigjährigen Krieg. Sein Stück „Die Nonnen von Kemnade“ bezieht sich auf ein wahres Ereignis im Mittelalter. Und „Berge Meere und Giganten“ ist ein Science-Fiction-Roman.
Auch was den Gebrauch der Sprache angeht, war Döblin kreativ. Er experimentierte in „Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine“ mit dem Komischen, das ins Absurde kippt. In „Manas“ arrangierte er seine Prosa in Verszeilen.
Auch „Berlin Alexanderplatz“ wurde besonders wegen seiner Erzähltechnik berühmt. Die Geschichte des entlassenen Gefängnisinsassen Franz Biberkopf wird in einer stilistisch wilden Collage erzählt. Die Sprache der Figuren im Werk ist typisch für den Expressionismus. Und auch zeithistorische Dokumente finden Eingang ins Buch: Speisekarten, physikalische Formeln, Inserate.
Überhaupt war Material enorm wichtig für Döblin. Er brauchte eine Bibliothek, in der er sich in Bücher vergraben konnte. Bücher, Dokumente und Quellen lieferten den Stoff für die Romane. Sie flossen in seine Werke ein. Oft waren Zeitungsmeldungen Auslöser für Döblins Ideen.
Den Erfolgsjahren zwischen 1925 und 1933 folgten Exil und Isolation. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh der jüdische Döblin mit seiner Familie über Umwege nach Frankreich. Nach Ausbruch des Krieges emigrierte Döblin nach Amerika. In Los Angeles fand er jedoch keinen geeigneten Verlag. Döblin schrieb nur noch für sich.
Er fand zeitweise Trost im Glauben, 1941 konvertierte er zum Katholizismus.
Die Bücher, die Döblin nach „Berlin Alexanderplatz“ schrieb, fanden wenig Beachtung. Selbst als er 1946 nach Deutschland zurückkehrte und Verleger für seine in Amerika geschriebenen Romane fand, blieb das Echo aus. Auch als linker Intellektueller war er im Deutschland der Nachkriegszeit nicht mehr gefragt. Enttäuscht kehrte Döblin nach Paris zurück.
Vor seinem Tod kehrte er aufgrund seiner Krankheit nach Deutschland zurück. Er litt an Parkinson. 1957 starb er in seinem Geburtsort Emmendingen.
Obwohl viele Jahre vergangen sind, bleibt die große Döblin-Wiederentdeckung noch aus. Denn für ihn gilt, was Günter Grass über ihn gesagt hat: „Er wird Sie beunruhigen; er wird Ihre Träume beschweren; Sie werden zu schlucken haben; er wird Ihnen nicht schmecken; unverdaulich ist er, auch unbekömmlich. Den Leser wird er ändern. Wer sich selbst genügt, sei vor Döblin gewarnt.“
Doch das Richtige gefunden
Nicht das Richtige gefunden?