Friedrich Adler

Grundlagen zum Thema Friedrich Adler
Der Politiker Friedrich Adler wurde am 9. Juli 1879 in Wien geboren. Er war Mitglied in der österreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und Naturwissenschafter. Am 21. Oktober 1916 erschoss er den österreichischen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh im Speisesaal des Wiener Hotels Meissl & Schadn, erhielt jedoch 1918 Amnesie. Adler verstarb 1960 in Zürich.
Transkript Friedrich Adler
Am 21. Oktober 1916 weilt der Ministerpräsident von Österreich-Ungarn Karl Graf Stürgkh zum Mittagessen im Speisesaal des Wiener Hotels Meissl und Schadn. Gegen 13 Uhr hat Doktor Friedrich Adler, der Chefredakteur der sozialistischen Monatsschrift „Der Kampf“, unweit des Ministerpräsidenten Platz genommen und gespeist. Doch erst nach eineinhalb Stunden nachdem eine Dame hinter Stürgkh den Saal verlassen hat, erhebt sich Adler ruhig, geht zum Tisch des Grafen, der mit Vertrauten zusammensitzt, und erschießt ihn aus nächster Nähe. Nach der Tat lässt er sich widerstandslos festnehmen. Dem Gericht, das ihn zu Tode verurteilen wird, erklärt der radikale Sozialist: „Ich bin schuldig wie jeder Offizier, der im Krieg getötet oder Auftrag zum Töten gegeben hat. Um nichts weniger, aber auch um nichts mehr. Berechtigt zur Gewalt ist nach meiner Meinung, wenn das Gesetz zertreten ist, jeder Staatsbürger. Jeder ist berechtigt sich sein Recht selbst zu verschaffen, aufgrund des Notstandes, den die Regierung verschuldet hat.“ Der 30-jährige Friedrich Adler, hier mit seinem Vater Viktor Adler, seit 1911 Führer der Linken im österreichischen Reichsrat, ist ein überzeugter Sozialist, Internationalist und Pazifist. Schon seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs bekämpft er, nur von wenigen verstanden, die Haltung seiner Partei. Die österreichischen Sozialisten unterstützen, nachdem die viel zu schwachen Ansätze internationaler Solidarität gegen den Krieg vom nationalen Fanatismus erdrückt worden sind, die Kriegspolitik der Regierung. Friedrichs Vater Viktor Adler, der Führer der gemäßigten Sozialdemokraten, will einen Sieg des russischen Zarenregimes um jeden Preis verhindern, der junge Karl Renner die Donaumonarchie aus wirtschaftlichen Gründen erhalten. Friedrich Adler dagegen geht der Sieg des Sozialismus und die Befreiung der Arbeiterklasse über jedes Staatsgefühl. Als Ministerpräsident Graf Stürgkh im Frühjahr 1914 das ungeliebte Parlament praktisch ausschaltet und mithilfe von Notstandsverordnungen regiert, wird Adler seiner Ohnmacht bewusst. Er sieht sich nach und nach jeder Möglichkeit des legalen Protestes beraubt und fasst den Entschluss, die verhasste Leitfigur des autoritären Regimes zu töten. Adler hofft auch, die Pazifisten damit wachrütteln zu können. Doch ein anderes Ereignis beeinflusst den Lauf der Dinge noch viel mehr. Im November 1916 stirbt der greise Monarch Franz Josef. Sein Nachfolger, der junge Kaiser Karl, will den Frieden und auch keine Hinrichtungen. Friedrich Adler wird zu lebenslanger Haft begnadigt. Den Zusammenbruch des Habsburger Staates bringt ihm schließlich die Freiheit. Der berühmte Revolutionär wird sofort die Hoffnung der radikalen Linken, die bereits am Tag der Ausrufung der Republik den ersten Putschversuch unternimmt. Doch Friedrich Adler setzt wieder auf seine Partei. Gegen alle Versuche des Jahres 1919 in Österreich eine kommunistische Räterepublik zu installieren, mobilisiert er die sozialdemokratische Arbeiterschaft. Gemeinsam mit Otto Bauer entwickelt Adler die Ideologie des Austromarxismus. Von 1923 bis 1940 ist er Generalsekretär der Sozialistischen Internationalen. Die Tagespolitik bekommt der legendäre Einzelkämpfer jedoch nie in den Griff. Karl Renner bezeichnet ihn als einen Feldprediger, den man nicht zum Feldherrn machen dürfe. Dem Außenseiter, der die Illusion vom bleibenden Weltfrieden nicht teilt, bleibt es auch nicht erspart, den Untergang der Demokratie erleben zu müssen. Die Internationale ist wieder nicht in der Lage den neuen, noch schrecklicheren Krieg, vor dem Friedrich Adler so oft gewarnt hat, zu verhindern. Der große, politische Visionär, dem es nie gelungen ist, das Eintreffen seiner eigenen, pessimistischen Prognosen zu verhindern, stirbt im Januar 1960 in Zürich.
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