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Lyrik der Gegenwart
lernst du in der Oberstufe 6. Klasse - 7. Klasse - 8. Klasse - 9. Klasse

Grundlagen zum Thema Lyrik der Gegenwart

Gegenwartslyrik – Definition

In dieser Übersicht soll unter anderem aufgezeigt werden, welche formalen Merkmale und sprachlichen Mittel kennzeichnend für die Gegenwartslyrik sind. Bevor wir uns aber den Merkmalen der Lyrik der Gegenwart widmen und uns Beispiele ansehen, definieren wir zunächst einmal den Begriff der Gegenwartslyrik:

Lyrik stellt neben der Epik und der Dramatik eine der drei literarischen Gattungen dar. Sie bezeichnet eine Dichtung in Versform und wird oft synonym zu den Begriffen Poesie, Dichtung oder Dichtkunst gebraucht. Sie umfasst alle Arten von Gedichten. Formen von Lyrik sind beispielsweise die Ballade, das Sonett, die Hymne, die Ode.

Der Begriff Gegenwart umfasst die Zeitspanne von etwa 1960 bis heute, dennoch ist die zeitliche Einordnung von (lyrischen) Werken nicht immer eindeutig und die Jahreszahl 1960 dient eher einer groben Abgrenzung.
Achtung: Oft wird die Gegenwartslyrik als moderne Lyrik bezeichnet. Dies kann jedoch zu Verwechslungen führen, da die Moderne eine eigene Literaturepoche darstellt (1880 bis 1920).

Die wesentlichen Tendenzen der Lyrik nach 1960 sind:

  • die konkrete/visuelle Poesie,
  • die politische Lyrik,
  • die Alltagslyrik/Neue Subjektivität,
  • die Lyrik der Postmoderne und
  • die Liebeslyrik.

Gegenwartslyrik – Beispiel

Der folgende Ausschnitt aus dem Gedicht „Dran glauben“ (2008) von Bas Böttcher dient als Beispiel für die Gegenwartslyrik. Bas Böttcher schrieb das Gedicht ursprünglich, um es auf Poetry-Slams, also Dichterwettstreiten vor Publikum, vorzutragen.

Häng deine Hoffnungen an ein Plastikschwein made in Taiwan.
Häng deine Hoffnung an ein Pflasterstein und andern Kleinkram.
Zur Show gibt es Kitsch,
zum Popstar das Image,
zur Schönheit die Bräunung,
zum Glück gibt’s die Täuschung.

Also:
Dran glauben!
Kram kaufen!
Augen schließen!
Den Schwindel genießen!
[...]
${^1}$

An diesem Beispiel werden erste Merkmale der Gegenwartslyrik deutlich:

  • ein bestimmter Rhythmus, der durch Wiederholungen ähnlicher Wörter und Sätze entsteht,
  • unreine Reime und
  • die Verwendung von Umgangssprache und Lehnwörtern.

Themen dieses Gedichts sind die Konsumkritik sowie das unübersichtliche Leben durch die Globalisierung. Die Aussage, die in diesem Gedicht steckt, ist, dass vermeintliche Schönheit und materielle Dinge nicht gleich automatisch Glück bedeuten.

Gegenwartslyrik – Merkmale

Im Gegensatz zu traditioneller Lyrik ist die Gegenwartslyrik weniger an starre formale Strukturen gebunden. Die folgende Abbildung illustriert Merkmale, die sich in vielen Gedichten der Gegenwart wiederfinden. Beachte jedoch, dass nicht alle Merkmale zwingend vorhanden sein müssen, um von der Lyrik der Gegenwart zu sprechen:

Merkmale der Gegenwartslyrik

Gegenwartslyrik – Themen

Da die Gegenwartslyrik in dem Zeitraum von 1960 bis heute verschiedene Tendenzen durchlebt hat, unterscheiden sich auch die Themen, die in den Gedichten zum Ausdruck gebracht werden. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die Themen der jeweiligen Tendenzen auf.

Tendenzen Themen
Konkrete Poesie - Sprachexperimente
- Sie stellt die Sprache in ihrer visuellen oder akustischen Materialität in den Mittelpunkt.
- Kritisch-bewusster Umgang mit Sprache
- Sprachkritik
- Neue Sprach- und Denkräume
Politische Lyrik - Reflektion von zeitgeschichtlichen Ereignissen wie Vertreibung, Heimatlosigkeit und Umweltzerstörung
Alltagslyrik/Neue Subjektivität - Snap Shot („Schnappschuss“) als lyrische Momentaufnahme
- Starke Individualität (Schreibprozess = Selbsterfahrung)
- Persönliche Träume und Probleme
Lyrik der Postmoderne - Rückgriff auf ältere Werke (Intertextualität)
- Sprachexperimente
- Unterschiedliche Erzählperspektiven
Liebeslyrik - Viele Facetten der Liebe
- Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe
- Disharmonische Beziehungen
- Kontakt- und Kommunikationsstörungen

Gegenwartslyrik – Autorinnen und Autoren

Nachfolgend findest du eine Liste der zentralen deutschsprachigen Autorinnen und Autoren der Gegenwartslyrik:

  • Konkrete/visuelle Poesie: H. C. Artmann, Ernst Jandl, Eugen Gomringer
  • Politische Lyrik: Ernst Fried, Rolf Haufs, Wolf Biermann, F. C. Delius, Peter-Paul Zahl, Lutz Rathenow
  • Alltagslyrik/Neue Subjektivität: Rose Ausländer, Jürgen Becker, Christoph Meckel, Nicolas Born, Ursula Krechel
  • Postmoderne: Karl Krolow, Durs Grünbein, Markus Köhle
  • Liebeslyrik: Ulla Hahn, Rolf Dieter Brinkmann

Zu beachten ist dabei, dass das Werk einer Autorin oder eines Autors in der Regel vielfältiger ist, als dass es sich nur einer Tendenz oder Richtung zuordnen ließe.

Quellenangaben zum Thema Gegenwartslyrik

Transkript Lyrik der Gegenwart

Lyrik der Gegenwart? Geht es dabei nur um Gedichte, die gerade jetzt entstehen? Und haben diese Gedichte alle gemeinsame Merkmale? Die Antworten auf diese und weitere Fragen findest du in diesem Video. Fangen wir gleich mit einem Beispiel an.

Häng deine Hoffnung an ein Plastikschwein made in Taiwan
Häng deine Hoffnung an ein Pflasterstein und andern Kleinkram
Zur Show gibt es Kitsch
Zum Popstar das Image
Zur Schönheit die Bräunung
Zum Glück gibt's die Täuschung

Also:

Dran glauben!
Kram kaufen!
Augen schließen!
Den Schwindel genießen!

Poetry-Slam Gedichte

Die Strophe dieses Gedichts klingt ein bisschen wie ein Rap. Kein Wunder, “Dran glauben” von Bas Böttcher ist für Poetry-Slams, also Dichterwettstreite, geschrieben, für den mündlichen Vortrag. Welche Merkmale fallen noch auf? Vor allem der Rhythmus. Er entsteht aus Wiederholungen ähnlicher Wörter und Sätze. Der Text bekommt beim Sprechen einen melodischen Redefluss, wie beim Sprechgesang.

Merkmale moderner Lyrik

Die Reime sind oft unrein, viele Wörter haben eher einen ähnlichen Klang. Der Dichter verwendet Umgangssprache. Thema ist die Konsumkritik, der Zeitgeist sowie das unübersichtliche Leben durch die Globalisierung. Diese Form der gegenwärtigen Lyrik enthält meist eine Message, also eine Aussage. Bas Böttcher will uns sagen: Materielle Dinge, scheinbare Schönheit und Erfolg bedeuten nicht Glück und geben keinen Halt.

Merkmale traditioneller Lyrik

Damit haben wir schon einige Merkmale moderner Lyrik genannt. Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück - zur traditionellen Lyrik. Traditionelle Lyrik zeichnet sich vor allem aus durch: Reime, feste Strophenformen mit bestimmtem Metren, bildhafte Sprache, also Metaphern, Gleichnisse, Symbole, aber auch durch gehobene Sprache. Diese Merkmale sind in der modernen Lyrik seltener zu finden oder zumindest teilweise gebrochen.

Für die moderne Lyrik bedeutet das also: den häufigen Verzicht auf Reime und festgelegte Strophenformen. Rhythmus wird nicht durch ein bestimmtes Metrum erzeugt. Es wird eher Umgangssprache, Fachsprache oder Alltagssprache verwendet. In den Versen und Strophen finden sich Satzbrüche und Zeilenbrüche nicht nach grammatikalischem sondern nach gewolltem Sinn.

Mehrdeutigkeit in Gedichten

Es gibt häufig nur Wortgruppen und Ausdrücke statt Haupt- und Nebensätzen. Die Regeln der Zeichensetzung werden missachtet. Typisch ist verknappte, originelle Sprache: kühne Metaphern, Chiffren, Schlüsselwörter sowie die Verbindung paradoxer Elemente. Wichtig ist Mehrdeutigkeit statt Eindeutigkeit.

Themen der gegenwärtigen Lyrik

Wodurch zeichnet sich die gegenwärtige Lyrik thematisch aus? In der Alltagslyrik durch eine starke Subjektivität der Aussage, durch die Darstellung einer komplizierten, unpersönlichen Welt und durch den Ausdruck von Zukunftsangst. Die Liebeslyrik beleuchtet gerne die vielen Facetten des Liebesbegriffs, den realen Alltag einer Beziehung sowie Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe.

Zuwendung zum eigenen Ich

Schauen wir uns nun die Entwicklung der Lyrik in den vergangenen Jahrzehnten an: Häufig werden Gedichte der 1970er Jahre noch zur Lyrik der Gegenwart gezählt. Hier kommt es zu einer Wende nach innen, einer Zuwendung zum eigenen Ich. Bei der sogenannten Neuen Subjektivität ist der Schreibprozess auf Selbsterfahrung ausgerichtet. Die Texte haben einen authentischen, direkten und einfachen Ton, sind gefühlsbetont, bekenntnishaft und tagebuchartig. Es geht um persönliche Träume und Probleme des Privatlebens.

Lyrik der 80er Jahre

Diesen begrenzten Erfahrungshorizont versuchte die Lyrik der 80er Jahre zu überwinden - ebenso die Trennung zwischen west- und ostdeutscher Literatur. Themen waren Fortschrittskepsis und Geschichtspessimismus. Durch die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann siedelten viele ostdeutsche Schriftsteller in die BRD über, beispielsweise Sarah Kirsch.

Sie ist eine der bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen dieser Zeit. Ihre Gedichte haben meist eine offene Form, sie sind reimlos und haben kein Metrum. Dennoch ist ihr Rhythmus wichtig. Sie verwendet Zeilenumbrüche sowie Zeilensprünge und verbindet gern fachsprachliche oder altmodische Ausdrücke mit einem saloppen Ton - wie in ihrem Gedicht „Sonntag”:

Gedicht von Sarah Kirsch

Der Himmel wolkenbefahren an wenigen Sonneninseln bleibe ich hängen ich höre Den ganzen Tag Eric Clapton von meinen Untertänigen Recordern so ist mir tröstlich Trostlos zumute auf diesem verblichenen Planeten ich könnte glatt einen gefüllten Trommelsalutschußrevolver vergeuden an mir.

Helga M. Novaks Werke

Kirschs Dichterkollegin Helga M. Novak - teilte sich mit ihr das Geburts- und Sterbejahr. Auch ihr wurde wie vielen Schriftstellern die DDR-Staatsbürgerschaft aberkannt. Sie lebte in Berlin, Island, Jugoslawien und Frankfurt am Main. Die studierte Journalistin begann als Verfasserin von politisch geprägter Lyrik, prangerte die massiven Eingriffe des ostdeutschen Staates ins Privatleben an. Später ging sie zu realistischer Naturlyrik über.

Helga M. Novaks Lyrik ist formstreng, realitätshaltig, von klarer Sprache und großer Eindringlichkeit. “Solange noch Liebesbriefe eintreffen” heißt einer ihrer bekanntesten Gedichtbände. In den 90er Jahren erprobten viele Lyriker, zum Beispiel Ernst Jandl und Elfriede Jelinek, Sprachkritik, die Dekonstruktion von Sprachstrukturen und eine neue Sprachkunst.

In ihren Gedichten begegnen uns eine Abscheu vor allgemeingültigen Phrasen, Spaß an Wortneuschöpfungen und neue Sprach- und Denkräume. In Barbara Köhlers Gedicht “fermate” klingt das so:

Gedicht von Barbara Köhler

e i n h a l t e i n i n n e h a l t e n i n n e w e r d e n & n i c h t m e h r w e i t e r w i s s e n , w o l l e n i n a l l e s t i l l e f ä l l t d e r k l a n g d a s l o s g e l a s s e n e g e b ä r d e d e s e r i n n e r n s a u s b e r ü h r e n e n t s t e h n t ö n e s c h w i n g u n g e n g e s p a n n t e r s a i t e n b ö g e n h ä u t e – e i n k l a n g e i n v e r l o r n g e g e b e n e s.

Barbara Köhlers Gedichtbände “Deutsches Roulette” und “Blue Box” beinhalten zwar formal unterschiedliche Gedichte, lassen aber das Ich im sprachlichen Raum als übergeordnetes Thema erkennen. Auch die Gedichte von Durs Grünbein widmen sich dem modernen Ich. Frei von Illusionen und radikal begegnen sie beispielsweise der Großstadteinsamkeit.

Durs Grünbeins Schaffen

Im Gedicht „Farbenlehre” heißt es: Vom Fenster abgerutscht mit dem Schienbein aufgeschlagen am Gitterrand einer Hortensienrabatte sahst du zum erstenmal deinen Knochen bloßgelegt gelblichrot und wo kein Blut war elfenbeinweiß. So gesehen das weißt dumnun prägen sich Farben besonders fest ein.

Das Gedicht stammt aus dem Gedichtband „Grauzone morgens”. Außerdem sehr bekannt ist der Band „Schädelbasislektion” von 1991. Durs Grünbein wurde 1962 in der DDR geboren, also erst nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Dritten Reich. Somit ist er und seine Generation losgelöst vom Schatten der vVergangenheit**, was natürlich auch die lyrischen Werke prägt.

Auf Veränderungen der Nachwende-Zeit reagierten die Dichter oft mit Ironie und Sarkasmus. Die sogenannten Popliteraten wollten nicht mehr die Welt, in der sie lebten, verändern, sondern von ihr erzählen, den Zeitgeist einfangen: Film und Fernsehen, Medien, Musik, Lifestyle, Drogen, Reisen waren Bestandteil des Themenrepetoires.

4 Kommentare
4 Kommentare
  1. Hallo Anett Sr,
    das stimmt, die politische Komponente kommt in diesem Video zu kurz. Bei offenen Fragen zu einem Thema kannst du unseren Hausaufgaben-Chat besuchen. Dort beantworten dir unsere Lehrerinnen und Lehrer immer montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr deine Fragen.
    Viele Grüße aus der Redaktion

    Von Carolin Kasper, vor etwa 4 Jahren
  2. Oberflächlich, geht nicht auf politische Themen ein

    Von Anett Sr, vor etwa 4 Jahren
  3. In komprimierter Form alles Notwendige anschaulich erklärt.

    Von S Kuhlmey, vor etwa 5 Jahren
  4. sehr gut

    Von Sara A., vor mehr als 5 Jahren

Lyrik der Gegenwart Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Lyrik der Gegenwart kannst du es wiederholen und üben.
  • Gib einige charakteristische Merkmale der Gegenwartslyrik an.

    Tipps

    Überlege, wie die Lyrik der Gegenwart sich von der Lyrik davor unterscheidet. Was zeichnete z. B. die Nachkriegslyrik aus? Wie schrieben die Romantiker?

    Lösung

    Die Sprache und die Form der Gegenwartslyrik unterscheidet sich von der Lyrik ihrer Vorgänger. Man könnte sagen, dass sie die Auflösung von Form und Struktur weiter fortgeführt hat, die seit der Romantik und spätestens dem Expressionismus begonnen hatte.

    Die Form zeichnet also häufig fehlender Reim und Metrum, undefinierte Strophenform und -anzahl und von der Regel abweichende Zeichensetzung aus. Dabei wird trotz allem großer Wert auf Rhythmus gelegt. Statt ganzen Sätzen findet man häufig nur Wortgruppen und Teilsätze. Die Zeilen werden durch Satzbrüche und Zeilensprünge, den sogenannten Enjambements, unterbrochen.

    Sprachlich zeichnet sich die Gegenwartslyrik durch die Verwendung von Alltags-, Umgangs- oder Fachsprache aus. Verknappte, originelle Sprache, die auf Chiffren, Schlüsselwörtern und kühnen Metaphern aufbaut, erzeugt eine gewollte Uneindeutigkeit.

  • Unterscheide die Themen in der Lyrik der 70er, 80er und 90er Jahre.

    Tipps

    Überlege, welche wichtigen Ereignisse in jedem Jahrzehnt geschahen. Betrachte bei Literatur immer den Kontext, in dem die Dichter schreiben.

    Lösung

    Die Gegenwartslyrik der 70er-90er Jahre hat gemeinsam, dass sie sehr subjektive Aussagen in einer komplizierten Welt machen. Wiederkehrende Themen sind daher Zukunftsangst sowie Instabilität und Flüchtigkeit menschlicher Beziehungen, vor allem in der Liebe.

    Jedes Jahrzehnt zeichnet sich aber auch durch eigene Themen aus.

    • So zeichnen sich die 70er Jahre durch eine von der Nachkriegsliteratur der 50er und 60er Jahre abgehobene neue Subjektivität aus. Hier geben die 68er Generation und die Hippie-Bewegung den Ton an. Durch Schreiben wollen die Dichter sich selbst kennenlernen und erfahren. Persönliche Träume und Probleme des Privatlebens rücken in den Vordergrund.
    • Die 80er zeichnen sich durch ein Scheitern des kommunistischen Systems in vielen Ländern aus. Die ungelösten Probleme des Kapitalismus und zunehmende Umweltschäden drücken sich in einer neuen Fortschrittsskepsis und einem Geschichtspessimismus in der Lyrik aus. Durch die Auflösung des ostdeutschen Systems überwinden die Literaten aber allmählich auch die literarischen Grenzen zwischen Ost und West.
    • Die 90er Jahre zeichnen sich durch eine rasante Globalisierung und Technologisierung aus. Medien, Lifestyle sowie der Zeitgeist werden wichtig. Da die meisten Dichter nach dem Krieg aufgewachsen sind, tragen sie keinen Schatten der Vergangenheit mehr mit sich. Die traditionelle Lyrik wird von Dichtern aufgrund ihrer unzeitgemäßen Konventionen kritisiert.

  • Untersuche das folgende Gedicht auf dir bekannte Merkmale der modernen Lyrik.

    Tipps

    Chiffren sind schwer verständliche verrätselte Symbole in einem Text.

    Euphemismen sind Wörter, die einen Sachverhalt beschönigend darstellen.

    Neologismen sind sprachliche Neuschöpfungen oder -prägungen, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind.

    Lösung

    Die moderne Gegenwartslyrik zeichnet sich stilistisch durch eine gebrochene, unregelmäßige Form und eine ebensolche Sprache aus.

    In diesem Gedicht vom berühmten Gegenwartsdichter Thomas Kling benutzt dieser schon bekannte Mittel der Lyrik wie das Enjambement (den Zeilensprung), führt dieses aber ad absurdum: Er trennt Wörter in der Mitte und zwischen Buchstaben, die eigentlich nicht getrennt werden dürfen. Er bricht Sätze in der Mitte ab und fängt ganz neue in der nächsten Zeile an. Er verzichtet auf formgebende Mittel wie eine feste Verslänge, Strophenkonstruktionen und Reime und schafft einen Rhythmus, ohne auf ein festgelegtes Metrum zurückzugreifen. Auch an die Regeln von Orthographie und Rechtschreibung hält er sich nicht.

    Genauso aufgelöst wie seine Form gestaltet er auch die Sprache, wo er von Chiffren und Metaphern zu Interjektionen und Neologismen springt und Bilder assoziativ verbindet. Das Gedicht scheint so einige Erinnerungsfetzen samt Gefühlen und Eindrücken an den Leser weiterzugeben, ohne dass das lyrische Ich die Chance gehabt hätte, diese Erfahrungen zu ordnen.

  • Bestimme die Themen der folgenden Textauschnitte aus verschiedenen Gedichten.

    Tipps

    Lese die Gedichte genau! Manche Möglichkeiten treffen nicht auf das gesamte Gedicht zu, sondern nur auf einen Teil.

    Lösung

    Die Themen der Gegenwartslyrik sind vielfältig. Insgesamt kann man sagen, dass alle lyrischen Ichs eine stark subjektive Aussage in einer komplizierten Welt treffen. Häufig klingen Zukunftsangst und Flüchtigkeit an.

    • Durs Grünbein fragt z. B. nach dem Unterschied zwischen Mensch und Tier und daher nach der Verbindung von Mensch und Natur, eine Frage, die mit den wachsenden Naturschäden in den letzten Jahrzehnten immer mehr in den Vordergrund drang.
    • Helga Novak schreibt über vergängliche Liebe, über sich verflüchtigende Beziehungen: im Plural wohlgemerkt, denn das kleine Wörtchen ihr in Zeile 6 macht aus einem konventionellen Liebesgedicht in du-Form ein modernes, indem es auf die Funktion der Liebesbeziehungen als Selbstbestätigung anspielt.
    • Das Lied von Wolf Biermann hingegen richtet sich gegen die Unterdrückung des SED-Regimes. Die Liebe und der Stolz auf den Staat, den die Machthabenden in Ostdeutschland forderten, konnte nur durch Unterdrückung und ohne Freiheit gefordert werden.
    • Barbara Köhler schließlich kommt auf das einmalige Ereignis der ersten Mondlandung zu sprechen. Durch die vom Mond gesendeten Bilder konnten die Menschen erstmals auf sich und ihren Planeten von außerhalb blicken. Das Gedicht vereint damit auch Erwachsen-Werden, Selbstreflexion und das Zerstören von Illusionen.
    Quellen:
    • Durs Grünbein (1994): Biologischer Walzer.
    • Helga M. Novak (2008): Solange noch Liebesbriefe eintreffen.
    • Wolf Biermann 1965: Ach Freund, geht es nicht auch dir so?
    • Barbara Köhler (1991): Deutsches Roulette.

  • Bestimme Themen und biographische Informationen verschiedener Gegenwartslyriker.

    Tipps

    Welche Namen hast du schonmal gehört oder gelesen? Kannst du sie einer Zeit oder einem Ort zuordnen?

    Lösung

    Die Lyriker der verschiedenen Jahrzehnte unterscheiden sich in ihren Erfahrungen und daher auch in ihren Themen und Stilen sehr stark voneinander.

    So zeichnen sich die 80er Jahre z. B. durch etliche Dichter wie den Liedermacher Wolf Biermann oder die Journalistin Helga M. Novak aus, die dem ostdeutschen Staat den Rücken kehrten (oder kehren mussten). Die Erfahrung des Eindringens des Staates in das Privatleben ließ sie eine sehr politisch motivierte Dichtung schreiben.

    Die 90er Jahre zeichneten sich durch eine Erweiterung der Formen und Verbreitungsmöglichkeiten durch Medien aus. Der Hip-Hop aus den USA beeinflusste die Lyriker und brachte den Poetry Slam mit sich. Hier war Bas Böttcher ein Vorreiter. Aber auch alte Dichter und Denker wie der österreichische Ernst Jandl hörten nicht auf, neue Räume für das Denken in der Sprache und neue Ausdrucksformen für den Zeitgeist zu suchen. Dichter wie Durs Grünbein und Barbara Köhler wandten sich der Einsamkeit in der Großstadt und dem modernen Ich zu, das in den sprachlichen Räumen ihrer Gedichte hervordrang.

  • Ordne den Gedichten den richtigen Epochenbegriff zu.

    Tipps

    Welche stilistischen und thematischen Unterschiede kannst du feststellen? Erinnere dich, dass modernere Lyrik oftmals auf Reime verzichtet, Alltagssprache benutzt und Sinnzusammenhänge auflöst.

    Lösung

    Joseph von Eichendorff war ein Vorzeige-Romantiker. Der Titel seines Gedichts gibt bereits das Thema an: Sehnsucht.

    • Quelle: Joseph von Eichendorff (1834): Sehnsucht.
    Georg Trakl schrieb kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Industrialisierung, Entmenschlichung, Verstädterung, Anonymität und drohender Krieg riefen Weltuntergangsstimmung hervor. Das waren verbreitete Themen der Expressionisten.
    • Quelle: Georg Trakl (1913): Verfall.
    Sarah Kirsch schrieb in den 70er und 80er Jahren und gehört damit zu den Dichtern der Gegenwartslyrik. Das sieht man z. B. an der Verwendung von Alltagssprache und der gebrochener Form und Sprache.
    • Quelle: Sarah Kirsch (1976): Rückenwind.
    Ingeborg Bachmann gehört der Generation der Nachkriegslyriker an. Die bedrückenden Ereignisse des Zweiten Weltkriegs spiegelten sich in einer emotionsfreien, klaren und nüchternen Sprache, mit der sie versuchte, das Unaussprechbare zu verarbeiten.
    • Quelle: Ingeborg Bachmann (1957): Alle Tage.