Erzählsituation – Distanz des Erzählers


Erzählperspektiven – Überblick

Erzählsituation – Der Typenkreis von Stanzel

Erzählsituation – Distanz des Erzählers

Erzählsituation – Fokalisierung

Das Erzählmodell - Erzählform, Erzählverhalten, Darbietungsformen

Das Erzählmodell - Geschichte und Leserschaft

Erzählsituation – Erzählinstanz

Erzählsituation – Ort des Erzählens

Erzählsituation – Stellung des Erzählers zum Geschehen

Erzählsituation – unzuverlässiges Erzählen

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Grundlagen zum Thema Erzählsituation – Distanz des Erzählers
Hallo. In diesem Video geht es um die Erzählsituation in epischen Texte. (Wenn du dich mit erzählenden Texten noch nicht so gut auskennst, solltest du dir zunächst das Video "Kennzeichen epischer Texte" ansehen.) Du hast bereits gelernt, dass epische Texte immer eine Erzählinstanz haben, die dem Leser oder Hörer den Text vermittelt. Diese Erzählinstanz kann, anhand verschiedener Erzähltechniken, stark in den Vordergrund treten oder fast szenisch die Geschichte vermitteln. Diese verschiedenen Erzähltechniken, mit denen sowohl Worte und Gedanken wie auch Ereignisse vermittelt werden, sind Thema dieses Videos. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Dazulernen!
Transkript Erzählsituation – Distanz des Erzählers
Hallo, ich bin Martina. Und in diesem Video geht es um die Erzählsituation in epischen Texten. Genauer gesagt, geht es um die Frage wie mittelbar oder unmittelbar das Erzählte präsentiert wird. In dem Video „Kennzeichen epischer Texte“ wird die Rolle des Erzählers in literarischen Werken bereits angesprochen. Damit du besser verstehst, worum es in diesem Video hier geht, solltest du dir das Video „Kennzeichen epischer Texte“ noch mal ansehen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß! Wenn man sich überlegt, wie ein literarisches Werk präsentiert wird, muss man erstmal zwischen der mittelbaren und der unmittelbaren Darstellung unterscheiden. In epischen Texten gibt es meist eine Erzählerfigur, die dem Leser mittelbar von den Ereignissen erzählt. In szenischen Darstellungen, wie im Drama zum Beispiel, scheint es, als ob wir die Handlung unmittelbar präsentiert bekämen. Also ohne Erzähler als Vermittler. Diese beiden zu unterscheidenden Möglichkeiten hat der Literaturwissenschaftler Gérard Genette unter der Kategorie “Distanz” zusammengefasst. Daraus ergibt sich der erzählerische Modus, mit Erzähler, also mit Distanz, und der dramatische Modus ohne Erzähler, also ohne Distanz. In diesem Video geht es aber nur um den narrativen, also den erzählerischen Modus. Denn epische Texte haben ja, wie du gelernt hast, immer einen Erzähler. Die Darstellung des Erzählten wird allerdings nach ihrem Grad der Mittelbarkeit unterschieden. Was damit gemeint ist, erfährst du im Laufe des Videos. Zuerst muss man sich überlegen, dass in epischen Texten nicht nur Dialog- oder Monologszenen vorkommen und deshalb muss man weiter zwischen der Erzählung von Ereignissen und der Erzählung von Worten unterscheiden. Beginnen wir mit der Erzählung von Ereignissen. Bei der Erzählung von Ereignissen werden also nicht Worte, sondern Nichtsprachliches vermittelt und zwar durch Worte. Im Drama oder im Film wird alles Nichtsprachliche dem Zuschauer einfach gezeigt, zum Beispiel durch das Bühnenbild oder durch die Requisiten. In epischen Texten muss man auch alles nichtsprachliche durch einen Erzähler vermitteln. Und auch hier gibt es Unterschiede in der Distanz zum Erzählen. So kann auch in epischen Texten bei der Erzählung von Ereignissen der Eindruck einer unmittelbaren Nähe zum Erzählten entstehen. Dies wird zum Beispiel erreicht, wenn der Erzähler in den Hintergrund tritt und die Ereignisse aus der Perspektive einer Person berichtet werden. Etwas komplexer ist die Erzählung von Worten. Bei der Erzählung von Worten handelt es sich nicht nur um die Worte, die die Figuren in epischen Texten sprechen, also die Figurenrede, sondern auch um das, was sie denken; die Gedankenrede. Beginen wir mit der Figurenrede. Auch hier kann der Erzähler scheinbar völlig verschwinden. Nämlich dann, wenn die Figurenreden ohne Kommentare des Erzählers, also ohne Verben wie: „sagte er, behauptete er, antwortete er“ und so weiter, und manchmal sogar ohne distanzierende Anführungsstriche ausgestattet ist. Dem Leser wird allein die Rede der Figuren präsentiert. Und der Erzähler ist scheinbar nicht vorhanden. Gérard Genette bezeichnet diese Extremform dieser Figurenrede auch als autonome direkte Figurenrede, und sie gehört zu der Kategorie der zitierten Rede. Ebenfalls zur zitierten Rede gehört die direkte Figurenrede. Auch in diesem Fall ist der Erzähl scheinbar nicht vorhanden, aber die direkte Figurenrede hat eine höheren grad an Mittelbarkeit als die autonome, direkte Figurenrede. Den höheren Grad an Mittelbarkeit bei der direkten Figurenrede erkennt man zum Beispiel an dem einleitenden Verb und den Anführungszeichen. Das kann zum Beispiel so aussehen: „Sie sagte: ‘Komm nicht so spät nach Hause’“ Der Gegensatz zu zitierten Figurenrede ist die erzählte Figurenrede. Bei der erzählten Figurenrede tritt die Mittelbarkeit der Erzählung, also das Vorhandensein eines Erzählers in den Vordergrund. Ein Beispiel hierfür ist zum Beispiel die Raffung, bei der die Figurenrede, zum Beispiel ein Dialog zwar erwähnt wird, aber nicht als Dialog wiedergegeben wird. Man erfährt zum Beispiel nur, dass ein Gespräch stattgefunden hat, aber der Diskurs selbst wird nicht wiedergegeben. Es könnte dann zum Beispiel heißen: „Er kam nach Hause und erzählte seiner Frau von der Arbeit.“ Eine weniger distanzierte Form der erzählten Figurenrede und somit ein geringer grad an Mittelbarkeit ist der Gesprächsbericht. Die Erzählung ist immer noch gerafft, aber einige Details aus dem Diskurs werden in indirekter Rede wiedergegeben. Wie in diesem Beispiel: “Der Mann kam nach Hause und erzählte seiner Frau von der Arbeit. Er erzählte ihr, dass er heute befördert wurde.” Die dritte Möglichkeit der Erzählung von Worten, die es neben der zitierten und der erzählten Figurenrede ist die transponierte Figurenrede. Sie ist eine Zwischenform der beiden. Man muss hier zwischen zwei Möglichen unterscheiden. Die indirekte Rede und die erlebte Rede. Die indirekte Rede kann alles Gesagte wiedergeben. Aber es fehlt die Wörtlichkeit. Das heißt der Leser weiß nicht, wie die wirklich gesprochene Rede lautet, denn die narrative Instanz, also unser Erzähler, sagt uns mit seinen Worten, was die Figur gesagt hat. Also zum Beispiel: “Der Mann fragt seine Frau, ob sie schon wisse, wohin sie in den Urlaub fahren möchten.” Die zweite Form der transponierten Figurenrede ist die erlebte Rede. Es ist eine Zwischenform zwischen direkter oder indirekter Rede. Anders als bei der indirekten Rede, steht die erlebte Rede hier allerdings im Indikativ und nicht im Konjunktiv. Die erlebte Rede ist außerdem unabhängig von einem übergeordneten Verb, wie „sagte, fragte, erzählte“ und so weiter, wie es bei die indirekten Rede gebraucht wird. Im Unterschied zur direkten Rede steht die erlebte Rede allerdings nicht in der ersten Person Singular oder Plural, Indikativ, Präsens, sondern in der dritten Person Singular oder Plural im Indikativ Imperfekt, beziehungsweise Präteritum. Ach hierzu gibt es ein Beispiel: “Der Mann kam nach Hause: Sein Chef hätte ihn befördert, er war nun Abteilungsleiter.” Die erlebte Rede geht also direkt und ohne einleitendes Verb von Erzählerbeicht, “der Mann kam nach Hause”, zur Figurenrede über. Dass es einen Erzähler gibt, der uns von dem Dialog berichtet, und es sich somit nicht um die Rede der Figuren selbst handelt, sieht man an der dritten Person und dem Präteritum. Der Stil der gesprochenen Sprach bleibt jedoch erhalten und somit entsteht der Eindruck von größerer Nähe zur Figurenrede. Was du jetzt über die Rede der Figuren gelernt hast, gilt auch für die Darstellung der Gedanken, also die Gedankenrede. Der Bereich der Gedankenrede ist den fiktionalen Texten vorbehalten. Denn nur in der Fiktion kann ein Erzähler wissen, was eine andere Person denkt und davon erzählen. Auch hier gibt es wieder drei Formen, die einen unterschiedlichen Grad an Mittelbarkeit und somit an Distanz haben. Eine Möglichkeit der Präsentation von Gedanken im narrativen Modus ist zum Beispiel der Bewusstseinsbericht. Beim Bewusstseinsbericht werden die Gedanken einer Figur vom Erzähler vermittelt und dabei zusammengefasst. Auch hier steht wieder die Mittelbarkeit der Erzählung im Vordergrund, denn der Erzähler gibt nur die vermeintlichen Gedanken der Figur als Zusammenfassung wieder. Hierzu wieder ein Beispiel: “Der Graf stand am nächsten Morgen früh auf, und noch voll von den Gefühlen des vorigen Tages, dachte er sich ganz in die Stimmung seiner Frau.” Eine Präsentation der Gedanken als Zwischenform ist die transponierte Gedankenrede. Bei der transponierten Gedankenrede überführt der Erzähler die Gedanken oder die Bewusstseinsinhalte einer Figur in seine eigene Rede. Man muss hier wieder zwischen indirekter und erlebter Gedankenrede unterscheiden. Bei der indirekten Gedankenwiedergabe werden die Gedanken der Figur in der dritten Person Präsens Konjunktiv, bei Ich-Erzählung in der ersten für das erlebende Ich, wiedergegeben. Der Erzähler kann zudem das Erzählte ohne Anführungszeichen kommentieren. Bei der indirekten Gedankenrede bleibt zwar der Inhalt der Gedanken der Figuren erhalten, aber nicht ihr Wortlaut. Da das Gesagte einem anderen Sprecher als indirekte Rede zugeordnet wird. Hier ist ein Textbeispiel für die indirekte Gedankenrede: “Er fasste sich; er dachte, dass es ihm doch möglich sei, jeden Augenblick zurückzukehren und durch die Entfernung gerade seinen Wünschen näher zu kommen.” Anhand der Konjugation “dass”, in Verbindung mit Konjunktiv, erkennt man, dass die Gedanken nicht wörtlich wiedergegeben werden, sondern in indirekter Gedankenrede. Bei der erlebten Gedankenrede werden die Gedanken der Figur in der dritten Person im Präteritum, aber ,im Gegensatz zur indirekten Gedankenrede, ohne einleitendes Verb, aber im Wortlaut der Figur wiedergegeben. Bei der erlebten Gedankenrede bleiben zwar der Wortlaut und die Ausdrucksqualität des von der Figur Gedachten weitgehend erhalten, sie werden aber direkt in den Erzählbericht eingeführt. Die erlebte Rede ist zwar weniger mittelbar als die indirekte Gedankenrede, aber sie ist trotzdem noch an die narrative Instanz, nämlich an den Erzähler, gebunden. Wie in diesem Beispiel: “Im Augenblick, als Herr Fischer stehen bleiben wollte, fuhr es ihm durch den Kopf, dass es ja lächerlich war, umzukehren, mehr als lächerlich. Was ging ihn die Butterblume an?” Eine weitere Form der Darstellung der Gedanken ist zitierte Gedankenrede. Man unterscheidet hier auch wieder zwischen dem Gedankenzitat und dem inneren Monolog. Das Gedankenzitat ist eine erzählerische Gedankenwiedergabe, die durch ein Verb, wie zum Beispiel „dachte“ eingeleitet wird und in Anführungszeichen steht. Gedanken werden hier also, analog zur direkten Figurenrede, als solche markiert. “Sie dachte aber ‘was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seinesgleiches und quakt, und kann keines Menschen Geselle sein.’“ Das Gedankenzitat wird durch „sie dachte aber“ eingeleitet und anschließend folgt die direkte Wiedergabe der Gedanken der Königstochter. Der innere Monolog ist eine erzählerische Gedankenwiedergabe in der ersten oder zweiten Person im Präsens Indikativ. Und im Gegensatz zu dem Gedankenzitat wird der innere Monolog ohne einleitendes Verb und ohne Anführungszeichen wiedergegeben. Ein Beispiel für einen inneren Monolog findet man zum Beispiel in Arthur Schnitzlers Lieutnant Gustl: Wie lang’ wird das denn noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen… schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s denn? Wenn’s einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch’ ich mich nicht zu genieren… Erst viertel auf zehn?... Mir kommt vor, ich sitz’ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s halt nicht gewohnt… Was ist es denn eigentlich? Ich muß das Programm anschauen… ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, daß man jeden Augenblick fortgehen kann.” - So und zum Schluss gibt es wieder eine Zusammenfassung. Epische Texte haben einen Erzähler, der dem Leser von den Ereignissen mittelbar, also mit Distanz erzählt. Es gibt die Erzählung von Ereignissen und die Erzählung von Worten. Beide Formen von Erzählungen werden nach ihrem Grad an Mittelbarkeit unterschieden. Der Erzähler kann im Vordergrund stehen, also mit großer Distanz erzählen oder scheinbar nicht vorhanden sein, also ohne Distanz erzählen. Die Erzählung von Worten beinhaltet die Figurenrede und die Gedankenrede. Bei der Figurenrede gibt es die Kategorie der zitierten Rede. Hierzu gehören die autonome direkte Figurenrede und die direkte Figurenrede. Beide haben nur einen geringen Grad an Mittelbarkeit und Distanz, da der Erzähler scheinbar nicht vorhanden ist. Bei der erzählten Figurenrede tritt die Mittelbarkeit der Erzählung in den Vordergrund. Die transponierte Figurenrede ist eine Zwischenform, denn sie steht mit ihrem Grad an Mittelbarkeit zwischen der zitierten und erzählten Rede. Man unterscheidet bei der transponierten Rede zwischen indirekter und erlebter Rede. Bei der Gedankenrede gibt es den Bewusstseinsbericht, der einen hohen Grad an Mittelbarkeit hat, die transponierte Gedankenrede, als Zwischenform, die wieder in indirekte und erlebte Rede unterschieden wird und schließlich die zitierte Gedankenrede, die in das Gedankenzitat und den inneren Monolog mit dem geringsten Grad an Mittelbarkeit unterschieden werden. So, und schon sind wir am Ende des Videos angekommen. Ich hoffe, dass es dir gefallen hat. Bis zum nächsten Mal, Martina.
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Sehr hilfreich. Danke