Hallo! Tiere haben verschiedene Strategien entwickelt, um sich gegen Feinde zu wehren. Zum Beispiel können sie fliehen. Pflanzen sind fest mit der Erde verbunden und können nicht einfach weglaufen. Sind sie also ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert?
Keineswegs. Auch Pflanzen haben unterschiedliche Mittel und Wege gefunden, sich gegen Feinde zu wehren. In diesem Video wollen wir uns verschiedene Abwehrstrategien von Pflanzen ansehen.
Gestalt und Wuchs
Eine große Gefahr für Pflanzen geht von Tieren aus, die Stängel, Blätter oder andere Teile der Pflanze fressen. Eine Strategie, um das zu verhindern, ist so simpel, dass sie uns gar nicht mehr auffällt. Verschiedene Sträucher und Bäume wachsen sehr hoch - so hoch, dass das Blattwerk für viele Tiere unerreichbar ist. Rehe und andere Tiere können zwar die Trieben einer jungen Tanne fressen, das Grün ausgewachsener Bäume liegt für sie allerdings in unerreichbarer Höhe. Simpel, aber effektiv. Und was ist mit dem Stamm?
Anders als der Stängel von Blumen, ist der Stamm von Sträuchern und Bäumen meist verholzt. Die feste Borke ist ein sehr wirksamer Schutz vor Fressfeinden, aber auch vor Mikroorganismen. Der Nachteil der Borke ist die schlechte Sauerstoffdurchlässigkeit. Die Borke des Holunder weist deshalb zum Beispiel Luftporen auf, die den Sauerstoffaustausch verbessern.
Dornen, Stacheln, Blattspitzen und Haare
Aber auch wenig oder nicht verholzte Pflanzen sind Fressfeinden nicht schutzlos ausgeliefert. Spitze Dornen und Stacheln etwa sind eine sehr wirksame Strategie, um nicht gefressen zu werden. Beispiele heimischer Pflanzen, die sich durch Dornen und Stacheln schützen, sind etwa die Schlehe, der Weißdorn, der Sanddorn oder die Berberitze. Auch die Rose schützt sich durch Stacheln.
Weidetiere wie das Rind lernen schnell, dass es sehr schmerzhaft sein kann Weißdorn zu fressen und suchen sich lieber andere Pflanzen als Nahrung. Auch an den Blatträndern von Pflanzen können feine Spitzen sitzen, die schmerzhafte Verletzungen im Mund von Fressfeinden verursachen können. Ein Beispiel dafür ist etwa die Stechpalme.
Eine andere Möglichkeit, sich vor Fressfeinden zu schützen, ist der Einsatz von chemischen Substanzen. Ein gutes Beispiel sind die Brennhaare der Brennnessel. Die feinen Enden der Härchen brechen bei Berührung ab so dass die spitzen Härchen sich in die Haut bohren. Über diese wird Nesselsaft in die Wunde geleitet, was das typische Brennen hervorruft. Ein Hase, der seine Nase in eine Brennnessel gesteckt hat, wird das kein zweites Mal tun.
Milchsaft, Bitterstoffe und Gifte
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von chemischen Substanzen ist der Löwenzahn. Wird sein Stängel von einem Insekt angeknabbert, fließt ein milchiger Saft heraus, der die Mundwerkzeuge des Insektes verklebt. Andere Pflanzen machen sich durch Bitterstoffe ungenießbar. Enzian, Wermut oder der große Ampfer schmecken deshalb außerordentlich schlecht und was schlecht schmeckt, will auch ein Tier nicht essen.
Die Tomatenpflanze geht ganz besonders hart gegen lästige Schädlinge vor. Sie sondert ein klebriges Sekret ab, wenn etwa eine Blattlaus ein Blatt anknabbert. Die Blattlaus bleibt kleben und verhungert.
Wird die Tabakpflanze von einer Raupe angebissen, registriert das die Pflanze durch verschiedene Substanzen, die im Speichel der Raupe vorkommen. Ein Botenstoff wandert im Inneren der Pflanze bis zur Wurzel und löst dort Alarm aus. In der Folge produziert die Pflanze vermehrt das Nervengift Nikotin und schüttet es in alle Teile der Pflanze aus. Die Raupe nimmt den erhöhten Nikotingehalt wahr und hört auf zu fressen. Würde sie weiterfressen, würde sie vergiftet.
Hilfe von Außen
Eine ganz außergewöhnliche Strategie verfolgt die Ulme. Legt der Ulmenblattkäfer seine Eier auf den Blättern der Ulme ab, wird das vom Baum registriert. In der Folge sendet er chemische Botenstoffe über die Luft aus. Dieser Botenstoff lockt die Erzwespen an. Erzwespen fressen Ulmenblattkäfer und befreien so die Pflanze von einem Schädling.
Zusammenfassung
Pflanzen sind zwar ortsgebunden, dennoch verfolgen sie verschiedene Strategien, um sich gegen Fressfeinde zur Wehr zu setzen. Das hohe Wachstum und die harte Borke schützt Bäume und Sträucher. Stacheln, Dornen oder spitze Blätter sind ein wirksames Mittel gegen Kleinsäuger und Insekten. Auch Bitterstoffe und Gifte können verhindern gefressen zu werden. Pflanzen sind ihren Fressfeinden also keineswegs völlig schutzlos ausgeliefert. Tschüss!