Im Mai 1894 wird in Kuba Louis Ferdinand Titus, genannt Céline, geboren. Die Familie, in der er geboren wird, ist sehr arm. Seine Mutter ist eine Pizza-Bäckerin in einem winzigen Straßenladen. Der spätere Schriftsteller Céline wächst unterernährt und nervös an der Schattenseite der Stadt des Lichtes auf. In der Umgebung von altgewordenen Huren, Gelegenheitsarbeitern, kleinen Abenteurern, Gaunern und hoffnungslosen Existenzen. Céline versucht, dieses Milieu zu überwinden. Er inskribiert an der Medizinischen Fakultät von Paris und seine Doktorarbeit ist Semmelweis gewidmet. Céline wird der Arzt der Armen, der Entrechteten und Entehrten in den Vororten von Paris. Seine Erfahrungen als Missionar im weißen Mantel, die er im vulgären Dialekt der untersten Schichten beschreibt, sind der Beginn seiner Erzählkunst. Das erste Werk heißt: „Reise ans Ende der Nacht“ Dieser Roman, 1932 erschienen, ist mehr als ein Erfolg. Er ist der Ausbruch eines vulgären Wilden, aber zur gleichen Zeit von fürchterlicher Wahrhaftigkeit. Europa durchlebt gerade seine finsterste Zeit. Hitler bringt den Nationalsozialismus an die Macht. Es wächst das Klima der Gewalttätigkeit. Dann brechen die Kriege in Spanien und in Äthiopien aus. Österreich wird von deutschen Truppen besetzt. Überall werden die Juden mehr und mehr verfolgt. Für Céline kommt auch das Ende des russischen Mythos, denn er erzählt nach der Rückkehr von einer Reise nach Russland von dem, was er den russischen Nazismus nennt. Der große Konflikt in Europa nähert sich, und der Antisemit Céline gibt eins nach dem anderen seine schrecklichen und unverzeihlichen Bücher heraus. Es sind Bücher, in denen die Juden für alle Übel der Epoche haftbar gemacht werden. Die Judenverschwörung in Frankreich ist ein antisemitischer Albtraum, bravourös geschrieben und zugleich von unglaublicher Schwachsinnigkeit. Céline begibt sich darin auf eine Linie mit den Nationalsozialisten. Er wird Kollaborateur und preist den Krieg, der bereits Europa in Flammen gesetzt hat. Er flieht mit seiner Frau aus Paris über Deutschland nach Dänemark. Céline wird aber dort sofort verhaftet. Es wird ihm der Prozess gemacht und er kommt als Kriegsverbrecher ins Gefängnis. Schon im Jahre 1943 haben die politischen Partisanen in Frankreich beschlossen, ihn zu töten, haben ihn aber dann wegen seiner literarischen Verdienste entfliehen lassen. Unendlich verbittert kehrt Céline einige Jahre nach Beendigung des Krieges nach Frankreich zurück, arm und von allen gehasst. Er versteckt sich in einer Hütte auf dem Lande und beginnt fieberhaft ein Buch nach dem anderen zu schreiben. Es sind autobiografische Bücher über seine Erfahrungen während des Krieges, seine Demütigungen über das Delirium eines verfolgten Hetzers. Ein Roman heißt Norden. Darin beschreibt Céline die Erlebnisse seiner Flucht durch Deutschland. Es ist eine grässliche, aber authentische Geschichte. Céline selbst vom Hitlerfaschismus befallen, wird so ein bedeutender Chronist dieser Erscheinung. Seine letzten Bücher sind eine apokalyptische Trilogie der narzisstischen Epoche, von innen gesehen von einem Zeugen, der in der Apokalypse selbst privilegiert gewesen ist. Mit Célines Tod im Juli 1961 verschwindet gleichsam schweigend der meistgehasste Schriftsteller Frankreichs.