Im April 1936 stirbt in Rom der italienische Komponist Ottorino Respighi. Er gehört zu jenen Musikschaffenden, die sich nach einer Zeit übersteigerter musikalischer Dramatik wieder mit den schlichteren Tondichtungen früherer Jahrhunderte beschäftigen. Mit der Abkehr einiger Komponisten von immer diffizileren Melodien und Arrangements, beginnt um 1900 eine Rückbesinnung auf Cimarosa, Scarlatti, Vivaldi und die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Neben Respighi sind es einige andere, die sich einen Namen in dieser Generation gemacht haben. Franco Alfano, Alfredo Casella und Ildebrando. Respighi wird in Bologna im Jahre 1879 geboren und beginnt in seiner Heimatstadt unter der Leitung von Martuzzi, Musik zu studieren. Noch als junger Mensch begibt sich Respighi nach Petersburg, um dort bei Nikolai Rimski-Korsakow zu studieren. Von ihm übernimmt er die Vorliebe für die färbige und glänzende Orchestrierung. Zur gleichen Zeit wird er von der Petersburger Oper als Geiger angestellt. Dann begibt er sich nach Berlin, um dort bei Max Bruch zu studieren. Diese Absicht gibt er aber schnell auf, als er erkennt, dass zwischen ihm und Bruch ein kompletter Gegensatz des ästhetischen Geschmacks besteht. Nach Italien zurückgekehrt, beginnt Respighi seine ersten Werke von Bedeutung zu schreiben. Im Jahr 1913 wird er Professor an der Akademie von Santa Cecilia, deren Leitung er später übernimmt. Seine Musik, die vom Geiste des Mittelmeers durchdrungen ist, wird rasch populär. Vor allem sind es zwei Werke, die “Pinien von Rom“ und die “Brunnen von Rom“, die in dem Dirigenten Toscanini einen blühenden Verehrer finden, der die Werke wo immer er kann verbreitet und bekannt macht. Auch heute werden sie noch gerne gespielt. Die anderen Kompositionen Respighis, weniger dicht, weniger pastos als seine sinfonischen Dichtungen, sind auch weniger bekannt. Es sind antike Tänze, Arien zur Laute, Kirchenmusik, ein gregorianisches Konzert für Violine, ein Klavierkonzert und das sogenannte dorische Quartett. Es sind Musiken, die eine Vorliebe für archaische Klänge zeigen. Respighi widmet sich auch mit großer Inbrunst der theatralischen Arbeit und seine Werke haben einen gewissen Geschmack in der Art der Dichtung des D'Annunzio. Von den neun Opern, die Respighi geschrieben hat, ist allerdings keine im Spielplan der heutigen Zeit erhalten geblieben. Der Ruhm des Komponisten ist nach wie vor seinen beiden sinfonischen Dichtungen überlassen, die Rom inspiriert hat.