Was ist Musikpsychologie? Die Musikpsychologie erforscht die psychosozialen Effekte von Musik und vereint Fächer wie Musik, Psychologie, Akustik und Medizin. Themen wie Wahrnehmung, Produktion, Sozialisation, Musiktherapie und mehr werden beleuchtet. Interessiert? In dem folgenden Text findest du alles dazu und noch mehr!
Die Musikpsychologie ist heute ein wichtiges Teilgebiet der Musikwissenschaft, das sich aus der Systematischen Musikwissenschaft zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt hat. Dabei beschäftigt sich die Musikpsychologie vor allem mit den psychosozialen Effekten von Musik. Sie ist ein interdisziplinäres Fach, das neben Musik und Psychologie eine Vielzahl weiterer Fächer miteinander verbindet. Beispielhaft sind hier die Akustik, die Medizin, die Kommunikationswissenschaften und das Toningenieurwesen zu nennen. Und sogar in der Werbeindustrie kommen musikpsychologische Ansätze zum Einsatz.
Folgende Themenbereiche werden in der Musikpsychologie genauer untersucht:
Wahrnehmung und Erfahren von Musik (z. B. Emotionen bei Musik)
Verstehen von Musik (z. B. Verarbeitung im Gehirn)
Produktion von Musik (in den Bereichen Komposition, Interpretation und Improvisation)
Musikalische Sozialisation (z. B. die Bildung von Gruppen)
Psychologische Betreuung von Musikerinnen und Musikern (z. B. bei Lampenfieber)
Praktischer Einsatz in der Musikpädagogik und Musiktherapie (z. B. musikalische Früherziehung, Therapie von Verhaltensstörungen)
Wie man an dieser Liste sehr gut sehen kann, sind die Forschungs- und Anwendungsgebiete der Musikpsychologie sehr vielfältig und spannend. Im Folgenden soll es nach einem kurzen historischen Überblick noch genauer um die Aufgaben der Musikpsychologie gehen. Außerdem werden die verschiedenen Wirkungen von Musik auf den Menschen diskutiert.
Geschichte der Musikpsychologie
Schon sehr früh haben Menschen herausgefunden, dass das Erleben von Musik in uns bestimmte körperliche und auch seelische Reaktionen auslösen und im besten Fall sogar zu einer psychischen Entlastung und Stressbewältigung führen kann.
Tatsächlich haben Ärzte, Philosophen und Wissenschaftler bereits in der Antike über die Wirkungsweisen von Musik nachgedacht und diese experimentell untersucht. So vertrat man schon damals die Auffassung, dass die unterschiedlichen Tonarten auch verschiedene Emotionen hervorrufen können. Heute wissen wir, dass viele Menschen Durtonarten eher als fröhlich und Molltonarten eher als traurig und melancholisch wahrnehmen.
Der Begriff Musikpsychologie geht auf den Schweizer Musiktheoretiker und Musikpsychologen Ernst Kurth (1886–1946) zurück, der ihn erstmals 1931 verwendete. Ab diesem Zeitpunkt begannen in den deutschsprachigen Ländern eine Reihe weiterer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich mit der Forschung im Bereich der Musikpsychologie systematisch zu beschäftigen.
Aufgaben der Musikpsychologie
Zu den wichtigsten Aufgaben der heutigen Musikpsychologie zählt die Erforschung der Psyche des Menschen während der Produktion, Interpretation und Aufnahme von Musik. Dabei steht die Beziehung zwischen Mensch, Musik und Umwelt im Mittelpunkt.
Musikpsychologinnen und -psychologen möchten herausfinden, welche Wirkung Musik auf den Menschen haben kann. Dieses Aufgabenfeld der Musikpsychologie soll im Folgenden noch genauer behandelt werden.
Die Wirkung von Musik auf den Menschen
In unserem Video kann man beobachten, wie ein Mann auf das Hören klassischer Musik während einer Herzkatheteruntersuchung reagiert. Die Forscherinnen und Forscher versuchen hier herauszufinden, ob Musik eine spezielle Wirkung auf den Menschen hat und wie diese Wirkung konkret aussieht. Mithilfe eines zuvor gespritzten Kontrastmittels und eines Röntgenbilds kann man detaillierte Aufnahmen vom Herz des Patienten sehen.
Da man Emotionen oft mit dem Herz assoziiert, ist dieses Organ besonders wichtig für uns Menschen. Deshalb kann die Vorstellung einer solchen Untersuchung, wie sie im Video gezeigt wird, verunsichern. Die Studie mit insgesamt 200 Patienten zeigte jedoch, dass das Abspielen von Musik im Operationssaal dazu führt, dass die Patienten weniger gestresst und ängstlich sind. Manche von ihnen schaffen es sogar, mit der Musik zu entspannen und sich wegzuträumen.
Dieses Beispiel zeigt sehr gut, wie vielfältig die Wirkungen von Musik auf unsere Emotionen, unsere Psyche und unser Gehirn sein können. Doch woher weiß man, welche Musik welche Emotionen hervorruft?
Die Wirkung von Musik auf Emotionen und Psyche
Wie die Forschenden in der Studie festgestellt haben, ist nicht jede Musik zur Entspannung bei einer Operation geeignet. Drei Stilrichtungen stellten sich dabei als besonders entspannungsfördernd heraus: Klassik, Entspannungsmusik (z. B. für Meditationen) und Jazz. Ihnen gemeinsam ist, dass sie von vielen Menschen wiedererkannt werden und keine Gesangsstimmen enthalten, die eventuell von der Stimme der Ärztin oder des Arztes zu sehr ablenken könnten. Die Musik wird dabei von den Patientinnen und Patienten häufig als Therapie empfunden.
Aber auch andere Wirkungsweisen von Musik auf unsere Psyche sind zu beobachten, wie das folgende Schaubild zeigt:
Hierbei sind auch viele soziale Aspekte wichtig. Beispielsweise kann uns Musik gerade in schwierigen Zeiten näher zusammenbringen und den Austausch zwischen Kulturen fördern. Musik wird zum Teil sogar als universelle Sprache betrachtet, die jeder Mensch auf der Welt unabhängig von seiner Herkunft und sozialen Prägung verstehen kann.
Die Wirkung von Musik auf das Gehirn
Die Neurowissenschaft erforscht heute mithilfe bildgebender Verfahren, wie beispielsweise der Magnetresonanztomografie (MRT), was im Gehirn passiert, wenn wir Musik hören. Damit zählt auch dieses Forschungsfeld mit seinen spannenden Fragen zur heutigen Musikpsychologie.
Man hat hier beispielsweise herausgefunden, dass Musik klug macht und die Konzentration fördern kann. Außerdem können Forschende beobachten, welche Bereiche im Gehirn aktiv sind, wenn wir Musik verarbeiten. Dabei zeigt sich beispielsweise auch, dass bei Berufsmusikerinnen und -musikern während des Musizierens andere Gehirnareale aktiviert werden als bei Laien. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden hier sicherlich noch viele weitere interessante und aufschlussreiche Forschungen erfolgen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Musikpsychologie
Musik kann sich sehr unterschiedlich auf unsere Emotionen auswirken. Je nach Laune hören wir unterschiedliche Musik, die unsere Empfindungen verstärken oder auch abschwächen kann.
Musik kann uns glücklich wie auch traurig machen. Dies ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig, zum Beispiel: Zeitpunkt des Musikerlebens, individuelle Stimmung, Erinnerungen.
Musik aktiviert und beeinflusst viele Bereiche im menschlichen Körper: das Gedächtnis, die Muskeln, den Herzschlag und die Atemfrequenz. Auf diese Weise schafft es Musik, tiefe Emotionen in uns zu wecken.
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Eine Herzkatheteuntersuchung mit klassicher Musik im Hintergrund. Im Rahmen einer Studie beschallen die Ärzte Patienten, um herauszufinden, ob Musik entspannend wirkt. Bei der Untersuchung wird ein Draht durch die Arterie zum Herzen geführt. Mit Hilfe von Kontrastmitteln zeigt das Röntgenbild, was dort los ist. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Trotzdem haben viele Angst. Dr. Klaus Dominick: Wir Menschen konzentrieren einfach unser Empfinden immer wieder in die Herzregion und deswegen ist unser ganzes Menschsein von diesem Organ abhängig und das macht natürlich die Patienten dann sehr, sehr ängstlich, wenn auf einmal da irgendjemand dann rumwurschtelt mit Kathetern – das sind kleine Plastikschläuche – oder mit Drähten an meinem Innersten. Nach etwas 200 Untersuchungen zeigt die Studie: Wenn Musik den Operationssaal erfüllt, sind die Patienten tatsächlich weniger ängstlich und aufgeregt. Dr. Klaus Dominick: Aufregung teilt sich beim Patienten immer wieder dadurch mit, dass er mit mir viel sprechen möchte, um rückzukoppeln: Was ist mit mir, was passiert jetzt, was kommt als nächstes? Die Musikpatienten sind meistens ganz entspannt, träumen sich weg, und irgendwann wachen sie auf. Nicht jede Musik ist zur Entspannung geeignet. Deshalb hat ein Musikpsychologe im Vorfeld festgelegt, welche Stücke im OP zum Einsatz kommen können. Der Fachmann hörte sich durch viele CDs und hat sich am Ende für drei Stilrichtungen entschieden: Klassik, Entspannungsmusik und Kuscheljazz. Wolfram Goertz: Wir haben diese drei Richtungen ausgesucht, weil die Musik in allen drei Richtungen entspannend ist, weil sie von vielen Leuten wiedererkannt werden kann, und weil wir dabei keine Gesangsstimmen haben, die die Hörer, die auf dem Tisch liegen, davon ablenken, dass der Operateur ja auch mit ihnen reden muss. Die Patienten wählten selbst ihre Musik aus oder sie wurde ihnen per Los zugeteilt. Letzteres funktioniert am besten. Wolfram Goertz: Weil die Patienten alles gerne delegieren. Sie geben dem Arzt die komplette Verantwortung für die Untersuchung ab und sind eigentlich der Meinung: Wenn die Musik ausgesucht wird, dann ist das wohl auch die Musik, die der Arzt am liebsten hört. Außerdem halten die Musik für ein Medikament, also für einen therapeutischen Akt, und glauben, dass das Beste ist, was ihnen passieren kann. Spezielle psychologische Messverfahren, der Blutdruck und die Herzfrequenz, zeigten: Alle Patienten mit Musik waren angstfreier und entspannter. Nach dem großen Erfolg in der Kardiologie überlegt die Klinik nun die Studie auf weitere Bereiche auszuweiten.
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