Funktionen mit mehreren Veränderlichen – benötigtes Vorwissen
Für dieses Thema solltest du den Zusammenhang zwischen Variablen und Funktionen sehr gut verstanden haben. Zur Erinnerung:
In einer Funktion $f$ ist $x$ die unabhängige Variable und $f(x)$ der Funktionswert. In dieser Funktion gibt die Definitionsmenge an, was für $x$ eingesetzt werden kann. Die Wertemenge wiederum beschreibt, was für $f(x)$ erhalten werden kann. Die Wertepaare $(x|f(x))$ entsprechen den Punkten des Funktionsgraphen, der durch die Menge aller Punkte gebildet wird. Normalerweise sind sowohl die Elemente der Definitionsmenge als auch die Elemente der Wertemenge reelle Zahlen. Einer reellen Zahl wird also jeweils eine reelle Zahl zugeordnet.
Was sind Funktionen mit mehreren Veränderlichen?
Wie vorhin kurz wiederholt sind Funktionen stets von Variablen abhängig. Das folgende Sachbeispiel können wir durch eine „gewöhnliche“ Funktion modellieren, wie wir sie kennen:
Problemstellung
Caitlyn muss Bananen einkaufen. Eine Banane kostet $0{,}30\,€$. Sie hat $20\,€$ dabei. Stelle ihr Restgeld in Abhängigkeit von der Anzahl der gekauften Bananen in einem funktionalen Zusammenhang dar.
Man kann hier einfach eine lineare Funktionsgleichung aufstellen, indem man die verfügbaren $20€$ als $y$-Achsenabschnitt und den Preis einer Banane als negative Steigung in die allgemeine lineare Funktionsgleichung $f(x) = m \cdot x + b$ einsetzt. Wir erhalten die Funktionsgleichung $f(x) =20–0{,}3x$ bzw. $f(x)=-0{,}3x+20$und folgenden Funktionsgraphen:
Nun kann die Situation aber auch etwas komplizierter werden. Es ist selten, dass jemand im Supermarkt nur eine Sache einkaufen geht. Was ist, wenn Caitlyn auch noch Äpfel einkaufen muss, die $0{,}50\,€$ das Stück kosten? Um das mathematisch zu modellieren, brauchen wir eine Funktionsgleichung mit mehreren Veränderlichen:
$f(x,z) = 20 ~–~ 0{,}3x ~–~ 0{,}5z$
Dabei steht $x$ für die Anzahl der Bananen und $z$ für die Anzahl der Äpfel. Weil die Funktion hier von zwei (unabhängigen) Variablen abhängt, ist auch die Notation anders und wir schreiben nicht $f(x)$ („$f$ von $x$“), sondern $f(x,z)$ („$f$ von $x$ und $z$“). Jetzt wird nicht mehr einer reellen Zahl eine reelle Zahl zugeordnet, sondern es ist ein Zahlenpaar (auch Zahlentupel genannt), dem eine reelle Zahl zugeordnet wird. Schauen wir uns dieses Beispiel genauer an.
Funktionen mit mehreren Veränderlichen – Beispiel
Was bedeutet unsere Funktionsgleichung genau? Setzen wir zum besseren Verständnis ein paar Beispielwerte ein. Kauft Caitlyn $5$ Bananen, würden wir $x = 5$ einsetzen und hätten folgende Gleichung:
Im Sachzusammenhang würde das bedeuten, dass Caitlyn noch $18{,}50\,€$ für den Kauf von Äpfeln zur Verfügung hätte. Die Anzahl der Äpfel ist dabei immer noch variabel. Wissen wir demgegenüber nicht, wie viele Bananen sie kauft, aber dass sie $8$ Äpfel kaufen muss, würden wir $z = 8$ einsetzen und hätten dann folgende Gleichung:
Also könnte sie noch für bis zu $16€$ Bananen kaufen. Wir können also keinen konkreten Funktionswert berechnen, wenn wir nur $x$ oder nur $z$ kennen, denn der Funktionswert hängt von beiden Variablen ab. Schlussendlich können wir genau berechnen, wie viel Geld sie noch zur Verfügung hat, wenn sie $5$ Bananen und $8$ Äpfel kauft:
Damit hätte sie noch $14{,}50€$ nach dem Einkauf übrig. Wir haben $f(5,8)$ berechnet: Dem Zahlenpaar „$5$ und $8$“ wird der Wert $14{,}5$ zugeordnet.
Die Funktionsgleichung $f(x,z) = 20 ~–~ 0{,}3x ~–~ 0{,}5z$ stellt also den funktionalen Zusammenhang der Sachaufgabe dar. Man kann diesen auch in einem Graphen darstellen, wie im Folgenden gezeigt wird.
Funktionen mit mehreren Veränderlichen – Graph
Da wir nicht nur eine, sondern zwei unabhängige Variablen haben, brauchen wir zur Darstellung des Funktionsgraphen ein dreidimensionales Koordinatensystem anstelle eines zweidimensionalen Koordinatensystems, das wir zur Darstellung unserer „herkömmlichen“ Funktionen mit einer unabhängigen Variable gewohnt sind. Jedem Wertepaar $(x,z)$ wird genau ein $y$-Wert zugeordnet. Da zu jedem eingesetzten $x$-Wert wiederum unendlich viele $y$-Werte eingesetzt werden können, entspricht der Graph einer linearen Funktion mit zwei Veränderlichen keiner Geraden, sondern unendlich vielen Geraden, die zusammen eine Fläche (bzw. in diesem konkreten Fall eine Ebene) ergeben. Auch dieser Funktionsgraph hat Nullstellen, doch spiegeln diese sich nicht in Punkten, sondern in einer Geraden wider.
Funktionen mit zwei Veränderlichen können also als Flächen im Raum dargestellt werden, diese können sich noch deutlich komplexer gestalten als in unserem Einführungsbeispiel.
Funktionen mit mehreren Veränderlichen – Zusammenfassung
Bisher sind dir im Unterricht vermutlich nur Funktionen begegnet, die von einer Variable abhängig gewesen sind. Diese Funktionen sind meist nur für relativ einfache Sachsituationen geeignet, können dafür aber gut visualisiert und für Berechnungen genutzt werden.
Es ist jedoch auch möglich, den Funktionsbegriff auf zwei oder mehr (unabhängige) Variablen zu erweitern, um Sachsituationen genauer darstellen zu können. Die Berechnung der Funktionswerte ist ähnlich möglich wie bei „herkömmlichen“ Funktionen, allerdings sind sie in diesem Fall nicht von einer reellen Zahl, sondern von Zahlenpaaren (bzw. im Fall, dass die Funktion von $n$ reellen Zahlen abhängt, von $n$-Tupeln) abhängig.
Der Graph einer Funktion mit zwei Veränderlichen lässt sich mit einem geeigneten Programm ebenfalls darstellen: Er entspricht einer Fläche im Raum.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Funktionen mit mehreren Veränderlichen
Man kann Funktionen mit beliebig vielen Veränderlichen aufstellen. Ein Element der Definitionsmenge einer Funktion, deren Funktionswerte von $n$ unabhängigen Variablen abhängen, ist ein $n$-Tupel. Allerdings lassen sich Funktionen mit mehr als zwei Veränderlichen nicht mehr problemlos visualisieren. Eine Darstellung in einem Koordinatensystem (bzw. im dreidimensionalen geometrischen Raum) ist dann nicht mehr möglich.
Auch das ist möglich, dafür müssen lediglich in den Funktionsgleichungen mehrere Variablen genutzt werden, von denen die Funktion abhängt. Ein Beispiel für eine gebrochen rationale Funktion wäre: $g(x,z) = \frac{x^{2}~–~z}{x~+~2z}$
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